Deutschlandangebot 2040 in Sachsen-Anhalt 

Das „Deutschlandangebot 2040" in Sachsen-Anhalt zeigt, wie ein moderner, effizienter und flächendeckender ÖPNV im ganzen Bundesland bis 2040 Realität werden kann – in den Städten ebenso wie im ländlichen Raum. Zwei Szenarien verdeutlichen, welche Verbesserungen durch gezielte Investitionen möglich sind: bis zu 40 % mehr Bus-, Straßenbahn- und Zugverkehre, eine emissionsfreie Fahrzeugflotte und eine spürbare Verbesserung der Angebotsqualität – für alle und überall.

Die folgende Tabelle zeigt die wichtigsten Eckpunkte der beiden Szenarien. Das Leistungskostengutachten „Deutschlandangebot 2040 in Sachsen-Anhalt“ kann als PDF heruntergeladen werden.

Modernisierungsszenario und das Deutschlandangebot 2040 im Vergleich

STATUS QUO
Szenario Modernisierung 2040
Szenario Deutschlandangebot 2040
Angebot

116 Millionen Nutzfahrzeug-/Nutzzug-Kilometer wurden in Sachsen-Anhalt insgesamt erbracht, das entspricht 3 % der bundesweit erbrachten 3,9 Mrd. ÖPNV-km.

68 % der Betriebsleistungen entfallen dabei auf die Sparte Bus, 22 % auf den Schienenpersonennahverkehr (SPNV), 10 % auf die Tram.

Erneuerung der gesamten ÖPNV-Infrastruktur (Abbau des Sanierungsstaus).

Elektrifizierung der gesamten SPNV- und Bus-Flotte, Ausbau der Stadtbahn Halle und der Straßenbahn Magdeburg und damit Erweitertung des Angebots in der Sparte Tram. Das Angebot in den Sparten Bus und SPNV bleibt konstant. 

Alle Ziele des Szenarios „Modernisierung 2040“ werden umgesetzt.

Ausbau der SPNV-Knoten Dessau und Magdeburg sowie des Korridors Berlin–Magdeburg zur Realisierung des Zielfahrplans „Deutschlandtakt“.

Sparte Bus: Etablierung bundesweiter Mindestbedienstandards analog zu Bedienstandards in der Schweiz und On-Demand-Angebot in ländlichen Räumen; Sparte Tram: Angebotsverdichtung um 40 %; SPNV: Volle Umsetzung des Deutschlandtakts. 

Nachfrage

2,8 Mrd. Personen-Kilometer werden nachgefragt. Im Vergleich: Die bundesweite Nachfrage liegt bei 120 Mrd. Pkm. Rund 2,3 % der Nachfrage im ÖPNV ist in Sachsen-Anhalt.

43 % der Personenkilometer wurden im SPNV, 39 % in der Sparte Bus, 18 % in der Sparte Tram erbracht.

Die ÖPNV-Nachfrage sinkt aufgrund des Rückgangs der Bevölkerung bis 2040 in Folge des demografischen Wandels voraussichtlich um 7 % von 2,8 auf 2,6 Mrd. Personen-km. Rückgang der Erwerbsbevölkerung in ST bis 2040 um 23,4 %

Die ÖPNV-Nachfrage steigt um 11 % von 2,8 auf 3,1 Mrd. Personen-km.

Finanzierung

Die Gesamtaufwendungen für den ÖPNV in Sachsen-Anhalt lagen 2024 bei insgesamt 1,05 Mrd. Euro – bundesweit rund 38,9 Mrd. Euro.

75 % des Gesamtaufwands werden durch die öffentliche Hand gedeckt (0,79 Mrd. Euro), nur 25 % kommen in ST aus Fahrgeldeinnahmen und sonstigen Erlösen (0,26 Mrd. Euro). Bundesweit liegt der Finanzierungsbeitrag der öffentlichen Hand bei 66 %.

Zusätzlicher Finanzierungsbedarf durch die öffentliche Hand: 42 Mio. Euro pro Jahr auf insgesamt 1,46 Mrd. Euro im Jahr 2040. Von den 42 Mio. Euro pro Jahr sind allein 18 Mio. Euro pro Jahr rein inflationsbedingt.

Die Sparte Tram hat in Sachsen-Anhalt den größten Anstieg beim Finanzierungsbedarf (+ 141 %), aufgrund der Modernisierung der Infrastruktur und dem punktuellen Ausbau der Straßenbahnnetze in Magdeburg und Halle.

 

Zusätzlicher Finanzierungsbedarf durch die öffentliche Hand: 77 Mio. Euro pro Jahr auf insgesamt 2,02 Mrd. Euro in 2040. 

Die Sparte Bus hat aufgrund des flächendeckenden Ausbaus nach Mindestbedienstandards den höchsten Anstieg des Finanzierungsbedarfs (+ 231 %).

Der ÖPNV in Sachsen-Anhalt hat derzeit für die Bevölkerung eine Erschließungsqualität von

Güteklasse 4,1

Das „Deutschlandangebot 2040“ schafft eine signifikante Verbesserung der ÖPNV-Erschließung in Sachsen-Anhalt:

Güteklasse 2,9

Deutschlandangebot 2040 in Sachsen-Anhalt

Gutachten über die Finanzierung der Leistungskosten im ÖPNV in Sachsen-Anhalt 2024–2040 veröffentlicht. Zwei Szenarien zeigen den Transformationsfahrplan für die Branche auf: umfassende Modernisierung des Bestands oder zusätzlich dazu ein deutlich erweitertes und attraktiveres Angebot in der Fläche. Die Politik muss jetzt Richtungsentscheidungen treffen.

Das Leistungskostengutachten „Das Deutschlandangebot 2040 in Sachsen-Anhalt – Transformationsfahrplan für einen modernen, effizienten und leistungsstarken ÖPNV für alle und überall“ stellt erstmals auf Landesebene fundiert dar, wie der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in Sachsen-Anhalt zukunftsfähig gestaltet und finanziert werden kann. Es wurde im Auftrag des VDV von den Gutachtern Ramboll Management Consulting, PwC Deutschland und Intraplan Consult erstellt. 

Die Gutachter haben zunächst den Finanzierungsbedarf des ÖPNV für den Status quo im Jahr 2024 analysiert und ermittelten darauf aufbauend für zwei konkrete Szenarien („Modernisierung 2040“ und „Deutschlandangebot 2040“) die unterschiedlichen Finanzierungsbedarfe für den ÖPNV der Zukunft, entweder mit einer umfassenden Modernisierung der bestehenden Infrastruktur, punktuellem Ausbau des Schienennetzes und Umsetzung der Antriebswende oder zusätzlich dazu einer signifikanten Verbesserung des gesamten ÖPNV-Angebots entlang von Mindestbedienungsstandards. Das Leistungskostengutachten beschreibt damit eine konkrete Finanzierungsgrundlage, um den öffentlichen Personennahverkehr zu einer echten Mobilitätsalternative für alle Menschen in Sachsen-Anhalt zu machen – auch in ländlichen Räumen.

Modernisierung als Notwendigkeit 

Der ÖPNV spielt eine entscheidende Rolle für die Lebensqualität und die soziale Teilhabe der Menschen sowie für den Wirtschaftsstandort Sachsen-Anhalt. Hohe verkehrspolitische Erwartungen an den öffentlichen Personennahverkehr in den Bereichen Klimaschutz, bezahlbare Mobilität und Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse stehen erheblichen strukturellen und finanziellen Herausforderungen gegenüber. Erneuerungsbedürftige Infrastruktur, gestiegene Energie-, Material- und Personalkosten sowie anhaltender Fachkräftemangel prägen die aktuelle Situation. Gleichzeitig hat die Einführung des Deutschlandtickets zu stagnierenden Fahrgeldeinnahmen und einer immer größer werdenden Abhängigkeit der Unternehmen von öffentlichen Mitteln geführt. Das vorliegende Leistungskostengutachten für Sachsen-Anhalt zeigt einen Weg aus dieser Krise auf und entwickelt zugleich einen Transformationsfahrplan für den künftigen ÖPNV: In einem gemeinsamen Kraftakt von Branche und Politik – finanziell wie organisatorisch – kann der ÖPNV bis 2040 seine Potenziale voll entfalten.

Kernbotschaften des Gutachtens 

ÖPNV in Sachsen-Anhalt hängt von öffentlichen Mitteln ab 

Der gesamte ÖPNV in Sachsen-Anhalt verursacht derzeit Kosten in Höhe von 1,05 Milliarden Euro pro Jahr. Davon trägt die öffentliche Hand rund 75 Prozent, während 25 Prozent aus den Fahrgeldeinnahmen und sonstigen Erlösen der Verkehrsunternehmen stammen. Zum Vergleich: Bundesweit decken die Fahrgeldeinnahmen im Schnitt rund 33 Prozent des Gesamtaufwands. In Sachsen-Anhalt bildet die staatliche Finanzierung damit noch mehr als im Rest Deutschlands die zentrale Finanzierungssäule des ÖPNV. Ein wesentlicher Grund für die niedrigeren fahrgastbezogenen Einnahmen in Sachsen-Anhalt ist der hohe Anteil des regionalen Busverkehrs mit geringerer Auslastung. Die mit dem Deutschlandticket verbundenen Einnahmeausfälle begrenzen die Möglichkeiten der Unternehmen, Mittel aus Fahrgelderlösen zu erzielen. Nur mit einer gezielten Stärkung der Einnahmeseite sowie einer auskömmlichen und langfristig gesicherten Finanzierung durch die öffentliche Hand kann ein nachhaltiger und qualitativ hochwertiger ÖPNV gesichert werden.

Angebot ungleich Nachfrage

Busse, Straßen-/Stadtbahnen und Züge haben im Jahr 2024 in Sachsen-Anhalt 116 Millionen Nutzfahrzeug-/Nutzzug-km erbracht, das entspricht etwa 3 Prozent des bundesweiten ÖPNV-Angebots von 3,9 Milliarden Nutzfahrzeug-/Nutzzug-km. Die Nachfrage in Sachsen-Anhalt liegt bei 2,8 Milliarden Personen-km und damit bei rund 2,3 Prozent der bundesweiten von 120 Milliarden Personen-km. 

Kostenanstieg weit über Inflationsniveau – Finanzierungsbedarf steigt massiv

Die Kosten des ÖPNV in Sachsen-Anhalt steigen deutlich schneller als die Inflation. Allein die Preissteigerungen lassen den Finanzierungsbedarf bis 2040 um etwa 300 Millionen Euro anwachsen – das entspricht 18 Millionen Euro pro Jahr mehr für den laufenden Betrieb. Das Leistungskostengutachten des VDV beziffert nun die Kosten, wenn mehr für den ÖPNV getan werden soll, als nur den Status quo zu erhalten: Im Szenario „Modernisierung 2040“ wird ein jährlicher Mittelaufwuchs von rund 42 Millionen Euro benötigt. Zur Umsetzung des Szenarios „Deutschlandangebot 2040“ sind pro Jahr 77 Millionen Euro zusätzlich erforderlich. Im Szenario „Modernisierung 2040“ wird eine signifikante Verbesserung der ÖPNV-Qualität durch den Abbau des Sanierungsstaus an der Infrastruktur und die Umsetzung der Antriebswende bei Bussen und im SPNV erreicht. Das Szenario „Deutschlandangebot 2040“ baut auf dem Szenario „Modernisierung 2040“ auf und darüber hinaus wird eine flächendeckende Verdichtung des Angebots umgesetzt.  

Der notwendige Eigenbeitrag der ÖPNV-Branche

Fest steht: Ein moderner, effizienter und leistungsstarker ÖPNV der Zukunft erfordert jährlich zusätzliche Investitionen. Das Gutachten zeigt deutlich, dass ein „Weiter so“ keine Option ist. Die Branche bekennt sich dazu, einen starken eigenen Beitrag zu leisten, Infrastrukturen sowie Prozesse und damit letztendlich auch das Angebot zu verbessern. Im Zentrum steht dabei die Entwicklung zukunftsfähiger und effizienterer Strukturen, eine klare Aufgabenverteilung sowie verstärkte Kooperationen. Durch die Standardisierung von Systemen und Fahrzeugen lassen sich zusätzliche Skaleneffekte erzielen. Gleichzeitig eröffnet die Digitalisierung neue Möglichkeiten zur Automatisierung – und damit zur weiteren Effizienzsteigerung im öffentlichen Personennahverkehr.

Modernisierung 2040 vs. Deutschlandangebot 2040 in Sachsen-Anhalt: Flächendeckende Mobilität als echte Alternative

Das Szenario „Modernisierung 20240“ sorgt für eine umfassende Modernisierung von Fahrzeugen und Infrastruktur. Das umfasst:

Aufgrund der prognostizierten demografischen Entwicklung wird Sachsen-Anhalt vom Rückgang des Verkehrsaufkommens besonders stark betroffen sein und im Szenario „Modernisierung 2040“ geht die ÖPNV-Nachfrage um 7 Prozent zurück. Das ÖPNV-Angebot in Sachsen-Anhalt erhöht sich lediglich in der Sparte Tram durch Neu- und Ausbauvorhaben bei der Straßenbahn Magdeburg und der Stadtbahn Halle an der Saale, die bis zum Jahr 2040 in Betrieb gehen. Das Angebot in den Sparten Bus und Schienenpersonennahverkehr (SPNV) bleibt dagegen konstant.

Das „Deutschlandangebot 2040“ in Sachsen-Anhalt schafft erstmals einen flächendeckenden, angebotsorientierten ÖPNV für das Bundesland. Dazu gehören:

Im „Deutschlandangebot 2040“ in Sachsen-Anhalt steigen die zur Verfügung stehenden Sitzplatzkilometer um 32 Prozent, die Nachfrage wächst um mindestens 10 Prozent. Die Angebotsqualität verbessert sich gravierend: Die durchschnittliche ÖPNV-Güteklasse verbessert sich von der Schulnote 4,1 (2024) auf 2,9 (2040). Für den größten Teil der Bevölkerung Sachsen-Anhalts werden dabei deutliche Verbesserungen spürbar.

Transformationsfahrplan für den ÖPNV bis 2040 

Das „Deutschlandangebot 2040“ in Sachsen-Anhalt ist ein deutlicher Appell an die Politik. Nur mit einer entschlossenen Innovationsoffensive kann der ÖPNV seine Funktion als Rückgrat einer klima- und sozialgerechten Mobilitätswende erfüllen. Ein zukunftsfähiger ÖPNV erfordert koordinierte verkehrspolitische Maßnahmen und langfristige Investitionen. Bund, Länder und Kommunen sind gemeinsam gefordert, die hierfür notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Gleichzeitig signalisieren wir als Branche, dass wir bereit sind, einen wesentlichen Eigenbeitrag zu leisten. Wenn alle an einem Strang ziehen, kann bis 2040 ein ÖPNV-System entstehen, das den Mobilitätsbedürfnissen der Menschen in der Stadt und in ländlichen Räumen gerecht wird und eine klimafreundliche Alternative zum Auto ist – für alle und überall. 

Die wichtigsten Botschaften in Kürze 

Mit 42 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr in Sachsen-Anhalt ...

… elektrifizieren wir alle Busse und den SPNV in Sachsen-Anhalt – für eine klimafreundliche Zukunft. 

… erneuern wir die gesamte ÖPNV-Infrastruktur in Sachsen-Anhalt. 

… werden neue Betriebshöfe und Werkstätten für Busse und Bahnen gebaut – und neue Arbeitsplätze für Sachsen-Anhalt geschaffen.

… werden die Straßen- und Stadtbahnnetze in Magdeburg und Halle ausgebaut.

Mit 77 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr in Sachsen-Anhalt …

… bauen wir neue Betriebshöfe und Werkstätten für Busse und Bahnen – und schaffen neue Arbeitsplätze für Sachsen-Anhalt.

… bauen wir die SPNV-Knoten wie Dessau und Magdeburg aus – und stärken den Korridor Berlin-Magdeburg.

… entsteht ein flächendeckendes On-Demand-Angebot in ganz Sachsen-Anhalt.

… verbessern wir den ÖPNV für die große Mehrheit der Menschen in Sachsen-Anhalt. 

... profitieren drei von vier Menschen in Sachsen-Anhalt von einer verbesserten Erschließung durch den ÖPNV – besonders in ländlichen Regionen.

… beschleunigen wir den Fahrplan im Stadt- und Straßenbahn-Verkehr in Sachsen-Anhalt spürbar. 

… verdichten wir den Stadt- und Straßenbahnverkehr in Sachsen-Anhalt um 40 Prozent.

… steigert das Deutschlandangebot 2040 in Sachsen-Anhalt die Nachfrage um 10 Prozent. 

Das Deutschlandangebot 2040 in Sachsen-Anhalt

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